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Seit 1998

10. Altes Volksbad als Freiraum

Eine unbekannte Bäderwelt als gewohnter Kulturort

Das Alte Volks­bad mit sei­ner his­to­ri­schen Bäder­welt scheint heu­te als Ort aus ver­gan­ge­ner Zeit, der von Besucher:innen erst­mal ver­stan­den wer­den muss. Trotz­dem ist kaum jemand ver­wun­dert, dass an die­sem Ort kul­tu­rel­le Ver­an­stal­tun­gen statt­fin­den. Denn Kul­tur an „unge­wöhn­li­chen Orten“ sind wir gewohnt und bie­tet Künstler:innen und Besucher:innen ganz beson­de­re Erfahrungen.

Umnutzung von alten Funktionsgebäuden als zeitgeschichtliches Phänomen

In vie­len Städ­ten sind Kul­tur­zen­tren in ehe­ma­li­gen Fabri­ken oder Bun­kern zu fin­den. Und wer kennt etwa nicht die „Alte Feu­er­wa­che“ am Alten Mess­platz? Sie wur­de in den 1980er Jah­ren umge­nutzt. Zuvor war die Feu­er­wehr in moder­ne­re Dienst­ge­bäu­de umge­zo­gen, sodass Kon­flik­te um die zukünf­ti­ge Nut­zung der leer­ste­hen­den, aber prä­gnan­ten Gebäu­de ent­brann­ten: Woll­te die Stadt die funk­ti­ons­lo­sen Gebäu­de ein­fach abrei­ßen, setz­ten sich enga­gier­te Bürger:innen erfolg­reich für deren Erhalt in Form eines Kul­tur­zen­trums ein. Sol­che Umnut­zun­gen von ehe­ma­li­gen Funk­ti­ons­ge­bäu­den waren zuvor nicht denk­bar, häuf­ten sich aber um die 1980er Jah­re und sind heu­te in vie­len Städ­ten alltäglich.

Neues Leben im Alten Volksbad – Unser Beitrag zur Stadtteilkultur

Auch die Mit­glie­der der Geschichts­werk­statt woll­ten im Stadt­teil einen kul­tu­rel­len Frei­raum schaf­fen, als sie ab 1998 die Räu­me des ehe­ma­li­gen Volks­bads ent­rüm­pel­ten. Den Anfang mach­ten unre­gel­mä­ßi­ge Füh­run­gen durch das Volks­bad, das Vie­len inzwi­schen voll­kom­men unbe­kannt war. Bald folg­ten ers­te Aus­stel­lun­gen zur Lokalgeschichte.

Spä­tes­tens mit dem jähr­li­chen Stadt­teil­fest LICHTMEILE, zu deren Grün­dern 2004 das Alte Volks­bad gehört, wur­den auch Aus­stel­lun­gen und Kon­zer­te von ver­schie­de­nen Künstler:innen im his­to­ri­schen Bad aus­ge­rich­tet. Mit jeder Ver­an­stal­tung eig­ne­te sich der Ver­ein Exper­ti­se an, um an beson­de­ren Tagen gro­ße Aus­stel­lun­gen über alle Kabi­nen zu betreu­en und bis zu vier Kon­zer­te am sel­ben Abend zu stemmen.

Unsere Angebote – Kunst, Musik, Geschichte und mehr

Im regu­lä­ren Betrieb wer­den die ehe­ma­li­gen Bade­ka­bi­nen seit vie­len Jah­ren von ver­eins­ei­ge­nen Ver­an­stal­tungs­rei­hen belebt:

  • Kunst: Ein Abend, ein Bad, eine Show – immer frisch und immer inter­es­sant. Neue Ein­drü­cke, gute Gesprä­che, und dann ab in die laue Som­mer­nacht. In der Rei­he AD HOC ART öff­nen sich jedes zwei­te Wochen­en­de im Monat die Tore des Volks­bads für eine neue Kunstausstellung.
  • Kon­zer­te: „Wo ist zu Hau­se, Mama?“ ist der Titel eines auf Deutsch gesun­ge­nen John­ny Cash Songs von 1969 und der Name der Lokal-Band-Rei­he im Alten Volks­bad. Jeden zwei­ten Sams­tag im Monat ver­su­chen wir, zusam­men mit Bands aus der Regi­on, eine musi­ka­li­sche Ant­wort auf die­se Fra­ge zu finden.
  • Seit 2015 fin­den im Früh­jahr und Win­ter Nacht­floh­märk­te statt, bei denen sich die ehe­ma­li­gen Bade­ka­bi­nen mit klei­nen Schät­zen fül­len. Beim Feil­schen und Kalt­ge­trän­ken kom­men ein­ge­ses­se­ne und neue Neckarstädter:innen zusammen.
  • Geschich­te: Einst Mann­heims Gemü­se­gar­ten, dann indus­tri­el­ler Hot­spot und pro­le­ta­ri­sche Hoch­burg, heu­te „Brenn­punkt“ und Gen­tri­fi­zie­rung? Wir wol­len wis­sen, wie sich die Neckar­stadt wirk­lich ent­wi­ckelt hat. Getreu dem Prin­zip der Geschichts­werk­stät­ten machen wir das direkt vor Ort aus Objek­ten und Anek­do­ten. Ein­mal im Monat tau­schen wir uns mit Inter­es­sier­ten aus und pla­nen unse­re Arbeit, die wir in Publi­ka­tio­nen oder Aus­stel­lun­gen präsentieren.
  • Kon­zer­te, Lesun­gen, Expe­ri­men­tel­les: unter dem Cre­do „too small to fail, sin­ce 2007“ ver­an­stal­tet brand­herd zahl­rei­che Ver­an­stal­tun­gen im Alten Volks­bad. Dabei wer­den span­nen­de Neu­ent­de­ckun­gen und nam­haf­te Stars abseits des Main­streams prä­sen­tiert. Die Kon­zer­te decken ver­schie­dens­te Inde­pen­dent Gen­res ab und auch für Lesun­gen oder Expe­ri­men­tel­les bie­tet brand­herd eine Bühne.

Alle Ver­an­stal­tun­gen im Alten Volks­bad wer­den von einem Team aus ehren­amt­li­chen Helfer:innen betreut und ste­hen dem Stadt­teil kos­ten­los offen.

Es gibt noch mehr viele Freiraum-Ideen – und du?

Unse­ren beson­de­ren Ort öff­nen wir als Frei­raum allen Inter­es­sier­ten und ganz neu­en Ange­bo­ten. So fin­den in unre­gel­mä­ßi­gen Abstän­den im Alten Volks­bad schon eine Viel­zahl an Ver­an­stal­tun­gen statt: sei es Lach­yo­ga, die Super-8-Kino­aben­de „off2“, sozia­le Bera­tungs­an­ge­bo­te und Kultur-AStA-Ausstellungen. 

An span­nen­den und hilf­rei­chen Ideen zur Nut­zung des Alten Volks­bads man­gelt es nicht – viel­leicht hast Du auch eine? Mel­de dich bei uns!

Abbildungsnachweise

  1. Pri­vat­ar­chiv, Geschichts­werk­statt Neckar­stadt e.V. ↩︎
  2. Pri­vat­ar­chiv, Geschichts­werk­statt Neckar­stadt e.V.; Art­work zur Aus­stel­lung „Alles bleibt anders?“ von Bir­git Ram­pe. ↩︎