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Fassade des Alten Volksbads

ALTES VOLKSBAD
Vom Badehaus
zum Kulturtreffpunkt

In Zuge der Für­sor­ge­po­li­tik Ende des 19. Jhs. ent­stand ein Volks­bad in Mann­heim. Es wur­de spä­ter durch einen Neu­bau erwei­tert und dient heu­te als kul­tu­rel­le Ein­rich­tung im Stadtteil.

Geschichte

Vor fast 125 Jah­ren beschloss der Mann­hei­mer Stadt­rat „die Beschaf­fung von Badegelegen­heiten für die arbei­ten­den Klas­sen wäh­rend der käl­te­ren Jah­res­zeit“. In Zuge die­ser neu­en Für­sor­ge­po­li­tik eröff­ne­ten ab 1890 die ers­ten Volks­bä­der in der Schwet­zin­ger Vor­stadt (11.10.1890) und in der Neckar­stadt ihre Pfor­ten (13.12.1890), in denen zunächst nur Brau­sen anstatt der teu­ren Wannen­bäder ange­bo­ten wur­den. Trotz der schlich­ten Aus­stat­tung ver­zeich­ne­te die Stadt bis zum 31.12.1890 über 700 Nut­zun­gen. Bis 1930 stan­den den Frau­en 4 und den Män­nern 10 Dusch­ka­bi­nen für eine Bad­ta­xe von 10 Pfen­ni­gen inklu­si­ve Sei­fe und Hand­tuch zu Verfügung.

Am 14.3.1931 öff­ne­te an glei­cher Stel­le ein Neu­bau sei­ne Tore, in des­sen Unter­ge­schoss nun 12 Wan­nen- und 28 Brau­se­bä­der ihren Platz fan­den. Die obe­ren Stock­wer­ken wur­den als Amts­räu­me ein­ge­rich­tet, in denen u.a. auch eine Zweig­stel­le des Für­sor­ge­amts unter­ge­bracht war.

Nach dem zwei­ten Welt­krieg mach­te sich das Wirt­schafts­wun­der auch in der Neckar­stadt bemerk­bar. Mit dem wach­sen­den Wohl­stand ging eine fort­schrei­ten­de Sanie­rung der Woh­nun­gen ein­her und das Bad „außer Haus“ war immer weni­ger gefragt. Das Neckar­städ­ter Volks­bad blieb in den 70er Jah­ren trotz­dem von einer Schlie­ßung ver­schont. Noch 1983 hat­te sich der Gemein­de­rat entschlos­sen, „auf­grund des flo­rie­ren­den Betriebs und des blei­ben­den Bedarfs“ das letz­te von ehe­mals elf Volks­bä­dern nicht zu schlie­ßen, son­dern neu herzurichten. 

Ab 02.12.1983 lief wie­der das Was­ser. Vie­le Benut­zer blie­ben ihrem Volks­bad treu, weil der regel­mäßige Bade­haus­be­such und das Schwätz­chen im War­te­raum ein­fach dazu­ge­hör­ten. Doch nur noch fünf Jah­re war das Bad zu hal­ten. Am 31.12.1988 schloss das letz­te Volks­bad Mann­heims für immer. Nach vor­über­ge­hen­der Nut­zung als Unter­kunft für Umsied­ler und Asyl­be­wer­ber in den 90er wur­de das Haus im Früh­jahr 2008 durch das ste­ti­ge Enga­ge­ment der Geschichts­werkstatt unter Denk­mal­schutz gestellt.

Nutzung heute

Es beher­bergt heu­te in den obe­ren Eta­gen ein krea­tiv­wirt­schaft­lich ori­en­tier­tes Exis­tenz­grün­der­zen­trum, wäh­rend die alten Bade­räu­me im Unter­ge­schoss von dem Ver­ein mit dem Ziel betreut wer­den, die­se his­to­risch ein­ma­li­ge Ein­rich­tung zu bewah­ren und zugäng­lich zu halten. 

Die Geschichts­werk­statt Neckar­stadt e.V. legt bei der Erfül­lung ihres Auf­trags Wert dar­auf, nicht nur eine rei­ne Aus­stel­lung oder ein Muse­um zu sein. Mit attrak­ti­ven kul­tu­rel­len Ver­an­stal­tun­gen und sozia­len Pro­jek­ten bemüht sich der Ver­ein um einen kul­tu­rel­len und sozia­len Dia­log in die­sem Stadt­teil. Die Pati­na und der mor­bi­de Cha­rak­ter der Dusch- und Wan­nen­bä­der bie­ten hier­für eine ein­ma­li­ge Umge­bung mit ganz beson­de­rem Flair. 

Hier ist einer der weni­gen Orte der west­li­chen Neckar­stadt, wo für die Besu­cher die Geschich­te des Stadt­teils greif­bar wird und Kul­tur­schaf­fen­de dazu ani­miert wer­den, mit der Span­nung zwi­schen zeit­ge­nös­si­scher Kunst und der his­to­risch-funk­tio­na­len Ein­rich­tung zu expe­ri­men­tie­ren und ein­ma­li­ge Erleb­nis­se ent­ste­hen zu lassen.